Arbeiterunterkünfte

für den Bau der NEAT Zürich-Mailand, Wettbewerb

Biasca, CH



Programm und Lage sind jeweils in zwei aufeinander bezogene aber konzeptuell unabhängige Ebenen gegliedert:
In Bezug auf die Lage repräsentieren die beiden Grundstücke des Projektes wie oben erwähnt polare Gegensätze peripherer Gebiete der ausgedünnten Stadt:

- Ein topografisch wie geschichtlich besonders ausgeprägter Ort am ehemaligen Kloster, der von Bedeutungsverlust und von Nutzungsänderungen gezeichnet ist.

Die scheinbar "unbesetzte", vorstrukturierte, von Infrastrukturen freigehaltene aber auch abgeschnittene Parzelle in der Talmitte.
Während also am ehemaligen Seminar ein privilegiertes Grundstück mit besonderem landschaftlichen Potential nicht nur zur Verfügung steht, sondern auch regulierende, die Ausstrahlung des Ortes neu herstellende Maßnahmen verlangt, sehen wir im Gelände jenseits des Bahndammes ein Gebiet, das allenfalls unter Vorzeichen größerer wirtschaftlicher Interessen oder Potenzen, die auch den nötigen Emissionsschutz mitfinanzieren könnten, für eine höherwertige Bebauung geeignet ist.

In Bezug auf das Programm zeichnet sich der zeitliche Horizont angesprochenen Inhalte auf zwei Ebenen ab:


- Die temporären Nutzungen im Zusammenhang mit den Wohnstätten der Arbeiter verlangen bei aller Wirtschaftlichkeit größtmögliche Wohnqualitäten.


- Die Nachnutzung sollte als Chance gesehen werden, permanente Baumaßnahmen sowohl den Arbeitern, als auch dem von ihnen verlassenen Ort zugute kommen zu lassen.

Das Programm sollte sich so in temporären und permanenten Maßnahmen niederschlagen die auf dem zunächst zu bebauenden Grundstück am Seminar auf jeweils andere Weise mit dem Ort in Beziehung treten.


Zum Entwurf:

An den oben beschriebenen Gliederungen orientieren wir die hauptsächlichen Zielsetzungen des Entwurfs:
- Den beiden Grundstücken eindeutige, klar unterschiedene Nutzungen zukommen zu lassen.
- Die autonomen Identitäten der zeitlichen Ebenen des Programms zu einem neuen Ort zu verdichten.

Bei beiden Zielsetzungen sollen die vorhandenen Strukturen auf unterschiedliche Weise dem Entwurf zugutekommen und mit dem Projekt in Dialog treten.

Die dazu vorgeschlagenen Maßnahmen fassen wir wie folgt zusammen:

1) Seminargelände:



Zusammenfassung der Arbeiterunterkünfte an der ausgezeichneten Lage des ehemaligen Klosters.
Die Elemente des Bestandes - Mauern, Wege, Pergolen, Bäume - werden in einen neuen verdichteten Ort integriert, gebildet durch die großteils temporären Unterkünfte und die permanenten Bauten der Gemeinschaftseinrichtungen. Die Disposition und blockhafte Erscheinung der temporären Unterkünfte interpretiert die Offenheit und die verborgenen Strukturen der topografischen Lage. Die Anordnung der Gemeinschaftseinrichtungen definiert entscheidende oder besonders ausgezeichnete Orte des Grundstückes und verleiht ihm so in seiner permanenten Form Bestand. In ihrer Ausrichtung nehmen diese Bauteile nicht auf das maßstäblich dominante gebäude des Seminars, sondern auf die Hauptrichungen der Erschließungen und Teilungen im Talboden des Valle Leventina. Das dominante Material des Naturraums, des Fels, wird in der formalen Struktur der Wohntrakte und durch visuelle oder physische Nähe in den Gemeinschaftsräumen - den späteren Pavillons des NEAT - Museums - auf verdichtete Weise präsent.

2) Unteres Grundstück:

Ökonomische Organisation der weniger emissionsempfindlichen, flächendeckenden Teile des Programms.
Unter Benützung der bestehenden Aufschließungen werden hier Parkplätze und Sportanlagen angeordnet. Zur Verbindung mit dem oberen Grundstück und als Zeichen für den Zusammenhang des künftigen Besucherparkplatzes mit dem Ausstellungsbereich wird ein Durchgang unter der bestehenden Bahnlinie eingerichtet, falls diese nicht verlegt wird. Der Bahndamm könnte dann in der Funktion eines Lärmschutzwalles und als Landschaftselement erhalten werden, und ein Einschnitt die Verbindung der Grundstücke markieren.